Der zweite Tag des 5. Deutschen Interoperabilitätstages (DIT) stand am 27. Oktober ganz unter dem Zeichen von Praxisanwendungen und Interaktivität: Der Community-a-thon lud die Teilnehmenden zu digitalen Workshops ein, um Interoperabilität zu erproben.

In Session 1 des Community-a-thons erzeugten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Patient-Ressourcen, um sie anschließend gegen verschiedene Patient-Profile zu testen. Weitere Profile konnten vorgeschlagen und ggf. auch noch während der Session ad hoc hinzugefügt werden.
Simone Heckmann (HL7 Deutschland e.V.), die den Workshop leitete, zog positives Resumée: „Wir freuen uns über die zahlreiche aktive Teilnahme am Community-a-thon.
Der Sinn solcher Events ist es, nicht nur Wissen zu vermitteln sondern vor allem die Spezifikationen auf ihre Anwendbarkeit zu überprüfen. Dazu brauchen wir das Feedback der Anwender. Heute haben wir gesehen, dass die Teilnehmer aktiv implementieren und testen. Der Erfolg ist daran messbar, dass wir mit einem gefundenen Fehler und mehreren Verbesserungs- und Präzisierungsvorschlägen aus der Veranstaltung gehen. FHIR ist ein Community-basierter Standard, der durch diese Mechanismen ständig optimiert wird. Wenn es uns gelungen ist, den Teilnehmern zu vermitteln, dass FHIR-Spezifikationen nicht nur passiv konsumiert, sondern aktiv mitgestaltet werden können, dann sind wir auf dem besten Weg.“
Die zweite Session hatte zum Ziel, anhand einer fiktiven App den Gesundheitszustand von Patienten mit Covid-19 mit Parametern wie Körpertemperatur und Symptomen zum Beispiel während einer Quarantäne zu registrieren und zu kommunizieren.
Dr. Kai Heitmann vom Health Innovation Hub (hih) über die Session: „Die Teilnehmenden konnten für ihre individuellen Testpatienten Körpergewichts-Messungen oder Symptome von einem FHIR-Server mittels einfacher Anfragen abrufen. Dabei wurde noch einmal deutlich, dass mit FHIR nicht nur standardisiert kommuniziert werden kann, sondern es sich zur Speicherung und für Abfragen und Analysen eignet. Beginnend mit Symptomen wurde mithilfe der Arbeiten der cocos-Initiative (http://cocos.team), in der eine Vielzahl von solchen Interoperabilitätskomponenten schon verzeichnet ist, nach einem geeigneten FHIR-Profil Ausschau gehalten. Danach wurden die Daten wie Husten, Fieber – dem Profil folgend – zusammengestellt und dem Datenbestand des individuellen Testpatienten hinzugefügt. Gleiches wurde mit neuen Messungen der Körpertemperatur getan.“
Gemeinsame Session-Leiterin Prof. Dr. Sylva Thun (HL7 Deutschland e.V.) betonte zudem: „FHIR ist nicht nur Kommunikationsstandard, sondern beinhaltet Analyse, Speicherung und Kommunikation. Dadurch ist eine organisationsübergreifende Zusammenarbeit mit FHIR möglich. In Bezug auf die Coronaviruspandemie lässt sich sagen: CoronaComponentStandards sind bereits vorhanden: Es lassen sich schnelle und interoperable Apps erstellen mit cocos.team.“
Die parallel dazu stattfindende Session 3 fokussierte auf die Einwilligung von Patientinnen und Patienten zur Nutzung ihrer medizinischen Daten für die klinische Forschung. Im Rahmen der BMBF-Medizininformatik-Initiative wurde durch die Landesdatenschützer eine breite, projektunabhängige Patienteneinwilligung konsentiert, die in einer technischen Umsetzung die Zugriffe von Forschern auf genannte Daten ermöglichen soll. Die Umsetzung dieser Einwilligung mit ihren einzelnen Items als FHIR-Consent-Ressource wurde durchgeführt und der Consent dem Patienten zugeordnet. Der Workshop untersuchte auch mögliche Umsetzungen der im FHIR Consent hinterlegten Zugriffsberechtigungen z.B. über IHE Basic Patient Privacy Consent (BPPC).
Sebastian Stäubert von der Universität Leipzig, der gemeinsam mit Dr. Danny Ammon (HL7 Deutschland e.V.) die Session durchführte, fasste zusammen: „Die Wahrung der Patientenrechte ist ein Knackpunkt bei der Nutzung von Patientendaten für die medizinische Forschung. Die interoperable Verarbeitung von Einwilligungsinformationen ist dabei ein wichtiger Baustein für den Austausch dieser Informationen zwischen den Anwendungssystemen im Bereich der Patientenversorgung und der Forschung. Die Verwendung von HL7 Standards wie FHIR (Consent Ressource etc.) und IHE Profilen (z.B. BPPC, APPC) ermöglichen die technische Umsetzung. Im Workshop haben wir uns mit der FHIR Consent Ressource beschäftigt, ihren Einsatz am Beispiel der Medizininformatik Initiative vorgestellt und praktische Übungen dazu durchgeführt. Spannende Fragen der Teilnehmenden im Zusammenhang von Einwilligung und Anwendungen zur Entscheidungsunterstützung, Künstlicher Intelligenz oder der Durchsetzung der Einwilligungsentscheidungen in den Anwendungssystemen wurden diskutiert.“