Dr. Gottfried Ludewig, Abteilungsleiter, Bundesministerium für Gesundheit


Berlin/Bochum, 16. Januar 2020 – Am 14. Januar 2020 ging der 10. Nationale Fachkongresses Telemedizin in Berlin zu Ende, den die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin e. V. (DGTelemed) erneut in Zusammenarbeit mit dem ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin aus Bochum veranstaltete. Eröffnet wurde der zweite Kongresstag von Dr. Gottfried Ludewig vom Bundesministerium für Gesundheit. Eine weitere Keynote hielt Prof. Dr. Dietmar Bayer von der ÖGTelemed, dem österreichischen Pendant zur DGTelemed. Themenschwerpunkte des zweiten Kongresstages waren das Digitale Versorgung-Gesetz sowie die Verleihung des Telemedizinpreises.
Mit einem Blick in die Zukunft der telemedizinischen Versorgung in Deutschland und Österreich eröffnete Prof. Dr. Dietmar Bayer von der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin den zweiten Veranstaltungstag beim Nationalen Fachkongress Telemedizin. „Es geht schon lange nicht mehr um nationale Projekte und deren Befindlichkeiten“, so Prof. Bayer. „Längst schon agiert die EU in Sachen eHealth lösungsorientiert und länderübergreifend (z. B. digital Prescription und EHR Initiative). Dazu bedarf es des Commitments von internationalen Standards. Österreich hat diese Hausaufgabe bereits 2015 mit ELGA erledigt. Wir wollen die Entscheidungsträger in Deutschland ermutigen, sich diesem Weg anzuschließen. Deutschland könnte hier eine Führungsrolle übernehmen – insbesondere durch den EU-Vorsitz im 2. Halbjahr 2020.“
In seiner anschließenden Keynote stellte Dr. Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung Digitalisierung im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Aktivitäten seines Hauses in Richtung eines digital unterstützten Gesundheitswesens in Deutschland vor. Mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) und nicht zuletzt dem Digitale Versorgung-Gesetz (DVG) hat das BMG im letzten Jahr ein enormes Tempo vorgelegt und somit die regulatorischen Grundlagen geschaffen, um flächendeckende Etablierung der Telemedizin weiter zu fördern. „Mit unseren aktuellen Gesetzen haben wir den Rahmen für eine moderne, digital gestützte Versorgung gesetzt. Wir sind aber noch lange nicht am Ziel. Das Thema Standardisierung zum Beispiel wird uns weiter beschäftigen. Wir müssen dafür sorgen, dass Daten in Zukunft reibungslos und datenschutzkonform über offene Schnittstellen fließen können. Klar ist: Wir müssen vorankommen beim Thema Digitalisierung. Denn wenn wir sie nicht hier in Deutschland nach unseren Regeln gestalten, tun es internationale Großkonzerne.“ Gemeinsam mit dem Vorstand der DGTelemed diskutierte Dr. Ludewig nach der Keynote über die geschaffenen und noch erforderlichen gesetzlichen Regelungen, um das DVG zur Förderung der Telemedizin weiterzuentwickeln.

V.l.n.r.: Prof. Dr. med. Jörg Debatin (hih), Prof. Dr. med. Dr. iur. Christian Dierks (Dierks+Company), Sebastian Zilch (bvitg e.V.), Dr. med. Irmgard Landgraf, DGTelemed e. V, und Dr. med. Franz Bartmann, DGTelemed e. V.


Vertieft wurde die Diskussion zum DVG im anschließenden Themenblock. Unter dem provokanten Titel „Apps als neue Versorgungsform?“ diskutierten Prof. Dr. med. Jörg Debatin (Leiter des health innovation hub des BMG), Prof. Dr. med. Dr. iur. Christian Diercks (Dierks+Company Rechanwaltsgesellschaft mbH), Dr. med. Irmgard Landgraf (Vorstandsmitglied der DGTelemed) und Sebastian Zilch (Geschäftsführer Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.), inwieweit sich die Versorgung der Patientinnen und Patienten durch das DVG verändern wird: Bricht das DGV mit den bisherigen Routinen im Gesundheitswesen? Schafft das DVG Möglichkeiten, die sektorale Abgrenzung aufzubrechen, um die Chancen einer kooperativen Versorgung ergreifen zu können? Kommen gute Lösungsansätze zukünftig zeitnah bei den Patientinnen und Patienten in der täglichen Versorgung an? Prof. Dr. Debatin vom hih bekräftigte: „Das DVG ist ein wirklicher Meilenstein. Es geht um das Bedürfnis nach einer bestmöglichen Gesundheitsversorgung. Dabei können digitale Prozesse einen großen Gewinn für die an der Behandlung Beteiligten darstellen und dieses Potenzial bezogen auf die Bedürfnisse der Menschen ist noch lange nicht ausgeschöpft. Als Arzt und Klinikmanager habe ich erlebt, welchen enormen Nutzen ein umfassender Daten- und Informationsfluss bringt. Wir können es uns schlichtweg auch nicht mehr leisten, dieses gesammelte Wissen ungenutzt zu lassen.“
Der Kongress schloss mit der Verleihung des Telemedizinpreises. Allein das Votum des Publikums war entscheidend für die Ermittlung des finalen Preisträgers unter den acht nominierten Bewerbern. In diesem Jahr ging der erste Platz an das Projekt „APPLAUS für junge Erwachsene“, eine App-gestützte Therapie für die langfristige Umsetzung schmerztherapeutischer Strategien für junge Erwachsene vom Deutschen Kinderschmerzzentrum und Kinderpalliativzentrum Datteln, präsentiert von Daniel Zenz (smart-Q Softwaresysteme GmbH). Den 2. Platz konnte das Projekt „SoMa-WL – Souveränes, ärztlich gesteuertes industrieunabhängiges und E-Health gestütztes Wundmanagement in Westfalen-Lippe“ (Annette Hempen, Ärztenetz Medizin und Mehr eG, Bünde) erreichen. Drittplatziert ist das Pilotprojekt „Bessere Nachsorge und Betreuung von Kunstherzpatienten durch Einsatz einer Kommunikations-App“ (Sebastian von Lovenberg, Allm EMEA GmbH).

Der erste Platz des Telemedizinpreises ging dieses Jahr an das Projekt „APPLAUS für junge Erwachsene“, eine App-gestützte Therapie für die langfristige Umsetzung schmerztherapeutischer Strategien für junge Erwachsene, präsentiert von Daniel Zenz (smart-Q Softwaresysteme GmbH). Überreicht wurde der Preis von Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA (Vorstandsvorsitzender der DGTelemed, links) und Günter van Aalst (stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DGTelemed, rechts). (Foto: ZTG GmbH)


Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA, Vorstandsvorsitzender der DGTelemed und Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care der Uniklinik RWTH Aachen, schloss den Kongress mit einem positiven Fazit: „Zehn Jahre Nationaler Fachkongress Telemedizin – ein Erfolg, auf den wir zurecht stolz sind. Angesichts der immer weiter steigenden Zahl von Veranstaltungen im Kontext Telemedizin und eHealth freue ich mich umso mehr, dass es der DGTelemed gelungen ist, mit dem Telemedizinkongress eine international wahrgenommene Fachveranstaltung etablieren zu können.“ Rainer Beckers, Vorstandsmitglied der DGTelemed und Geschäftsführer des ZTG stimmt zu: „DGTelemed und ZTG sind zwei Organisationen, denen es dank ihrer Authentizität und Neutralität immer wieder gelingt, Akteure aus Politik, Wissenschaft, Selbstverwaltung, Versorgung und Industrie an einen Tisch zu bringen. Ich freue mich sehr, dass wir es auf diese Weise gemeinsam schaffen, Medizin und Pflege in Deutschland fit für die digitale Zukunft zu machen.“
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