Bochum/Berlin, 15.10.2019 – Interoperabilität ist der entscheidende Dreh- und Angelpunkt für die Vernetzung sowie die system- und sektorenübergreifende Kommunikation der digitalen Gesundheitsversorgung. Dafür braucht es interoperable Lösungen, denn erst, wenn Daten standardisiert ausgetauscht und eindeutig weiterverarbeitet werden können, entstehen Mehrwerte für Behandlung und Pflege. Aktuell haben wir nach wie vor proprietäre deutsche Datenformate, die den Austausch zwischen den Akteuren und Institutionen der ambulanten und stationären Versorgung erschweren. An dieser Stelle setzt der Deutsche Interoperabilitätstag (DIT) an, der sich am 23. Oktober 2019 in Berlin unter anderem dem Benehmensherstellungsprozess zur Interoperabilität der elektronischen Patientenakte widmet.

„Die aktuell vorherrschenden, nicht standardisierten Datenformate führen zu Parallelsystemen und sehr aufwendiger Datenintegration. Das verhindert effiziente Marktstrukturen und die Verbreitung innovativer Lösungen, wie z. B. der Telemedizin“, so Rainer Beckers, ZTG-Geschäftsführer. „Deshalb müssen einheitliche Interoperabilitätsstandards gesetzlich verankert und Hersteller und Selbstverwaltung zu deren Nutzung verpflichtet werden.“ Spätestens mit Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Versicherten ab 2021 wird der interoperable Austausch unerlässlich. Verantwortlich für die dafür notwendigen Vorgaben sind die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die gematik GmbH. Während die gematik für die Spezifikationen von Struktur und Datenaustausch zuständig ist, soll die KBV über die medizinischen Inhalte der ePA entscheiden.
„Interoperabilität lebt von Austausch und Zusammenarbeit“, gibt Prof. Dr. Sylvia Thun, Vorstandsvorsitzende des SITiG, neuer Mitveranstalter des DIT, zu bedenken. „Deshalb können Regelungen und Festlegungen nicht im Alleingang erarbeitet und vorgeben werden. Wenn ein spürbarer Mehrwert erzielt werden soll, ist die Zusammenarbeit mit medizinischen Fachgesellschaften, Industrievertretern, Patientenorganisationen und den Standardisierungsexperten unerlässlich.“ Das sieht auch der Gesetzgeber so und hat deshalb die KBV verpflichtet, die notwendigen Festlegungen im Benehmen mit den übrigen Spitzenorganisationen des Gesundheitswesens nach §291a Absatz 7 Satz 1 zu treffen. Dieses Benehmensverfahren ist eines der Kernthemen beim diesjährigen DIT. Das Motto „Benehmt Euch!“ ist eine Aufforderung für alle Beteiligten, in den notwendigen Dialog zu treten.
Darüber hinaus fokussiert das Veranstaltungsprogramm folgende Fragestellungen:

  • Block 1: Wie gelangen wir von der elektronischen Vernetzung hin zu semantischer Interoperabilität?
  • Block 2: Ein digitales Gesundheitswesen braucht internationale Standards und Profile: Wo stehen wir (HL7 FHIR, IHE, SNOMED)?
  • Block 3: Von der Theorie in die Anwendung: Welche Use Cases zur standardisierten Kommunikation im Gesundheitswesen gibt es schon?
  • Block 4: ePA, eGA, EFA: Wohin geht die Reise?

Im Kontext des zweiten Themenblocks (Vortrag in Block 2, ab 13:15 Uhr) erwartet die Teilnehmer ein besonderes Highlight. Die gematik und das Interoperabilitätsverzeichnis vesta stellen ihr neues Konzept vor. gematik-Geschäftsführer, Dr. med. Markus Leyck Dieken, wird auf der Abendveranstaltung in seiner Keynote ebenfalls näher auf das neue Selbstverständnis der gematik abheben.
Durch den interdisziplinären und berufsgruppenübergreifenden Austausch zwischen Anwendern, Technikern, Politik und Wissenschaft schafft der DIT eine tragfähige Basis, auf der sich die Interoperabilität in Deutschland zukünftig weiterentwickeln kann. Eine gemeinsame Abendveranstaltung am ersten Kongresstag (23.10.2019) bietet dabei als Networking-Plattform den perfekten Rahmen für alle Teilnehmenden.
Die Online Anmeldung ist bis zum Donnerstag, 17.10.2019, 12:00 Uhr möglich unter: https://www.interop-tag.de/. Zudem besteht am 23.10.2019 die Möglichkeit einer Vor-Ort-Anmeldung.
Veranstalter des DIT sind der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e.V., HL7 Deutschland e.V, IHE-Deutschland e.V., der Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.) und das ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin. Auch in diesem Jahr findet der DIT in Kombination mit der HL7/IHE-Jahrestagung und begleitenden Tutorials (24. und 25. Oktober 2019) statt.


Kurzprofile der Veranstalter
Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.
Intelligente IT-Lösungen tragen heute und in Zukunft wesentlich dazu bei, das Gesundheitswesen effizienter zu gestalten und die Qualität der medizinischen Versorgung zu steigern. Der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V. vertritt in Deutschland die führenden IT-Anbieter im Gesundheitswesen, deren Produkte je nach Segment in bis zu 90 Prozent des ambulanten und stationären Sektors inkl. Reha-, Pflege- und Sozialeinrichtungen eingesetzt werden. Über 70 Prozent der Unternehmen sind dabei international tätig.
www.bvitg.de
HL7 Deutschland e. V.
HL7 Deutschland (gegründet 1993) arbeitet an der Förderung und Verbreitung der HL7-Standards in Deutschland und ist eine von weltweit fast 40 nationalen Tochterorganisationen von HL7 International, die wiederum weltweit rund 2.500 Mitgliedsorganisationen vereint. Der speziell für das Gesundheits- und Sozialwesen entwickelte Interoperabilitätsstandard ermöglicht die patientenzentrierte Kommunikation zwischen nahezu allen Institutionen und Bereichen sowie den entsprechenden Personen, Systemen und Geräten des Gesundheits- und Sozialwesens. HL7 v2.x wird vornehmlich in Krankenhäusern zwischen den dort etablierten Systemen eingesetzt, darüber hinaus bietet HL7 Lösungen für sektorenübergreifenden Informationsaustausch im gesamten Gesundheitswesen, insbesondere die Clinical Document Architecture (CDA) für Struktur und Inhalt medizinischer Dokumente und die neueste Generation der HL7 Standards, genannt FHIR, vor allem auch für mobile Kommunikation.
www.hl7.de
IHE Deutschland e. V.
Die internationale Organisation IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) bildet die praktischen Anforderungen der Anwender in der Standardisierung ab. Sie entwickelt hierzu sogenannte Profile als Bausteine einer integrierten klinischen IT. Die seit 2004 als e.V. in Deutschland aktive Initiative IHE versteht sich als Plattform zur Erarbeitung deutscher Profile und engagiert sich bei der Verbreitung der IHE-Ideen: Kooperation von Anwendern und Herstellern, Wiederverwendung von Standards, transparente Entscheidungen, freiwillige Selbst‐Assessments.
www.ihe-d.de
Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen e. V. (SITiG)
Der Spitzenverband soll die Interessen aller Standardisierungsorganisationen auf der politischen Ebene wahrnehmen und als zentraler Ansprechpartner für Parlament und Regierung sowie für die Organisationen der Selbstverwaltung auftreten, um gemeinsam die Standardisierung im Bereich der Informationstechnologie im Gesundheitswesen zu fördern. Die Förderung und Verbreitung von internationalen IT-Standards zwischen allen Gesundheitsdienstleistern und den Patienten/Bürgern sowie die Kooperation unter den Standardisierungsorganisationen stehen dabei im Vordergrund. Dabei soll Einhaltung und Förderung von Prozessen maßgeblich sein, die durch Konsens, Transparenz, Ausgeglichenheit und Offenheit bei der Entwicklung von IT-Standards im Gesundheitswesen angewendet werden.
www.sitig.de/


20191015_DIT_Ankündigung
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